„Ich habe meinen Platz in der Kirche“

Diese Überschrift ist zweideutig. Sie kann bedeuten „Ich bekenne mich zur Kirche“ oder „Ich habe einen mir zugehörigen festen Sitzplatz“. Um was geht es nun? Weihnachten steht vor der Tür und wie jedes Jahr werden die Gottesdienste am Heiligen Abend überfüllt sein; es herrscht Sitzplatzmangel. Im Gegensatz zu den „normalen“ Gottesdiensten, wo die Besucher, die regelmäßig kommen, ihre gewohnten Plätze, oder zumindest ihre bevorzugte Bank einnehmen können, herrscht Ausnahmezustand.

Wie man den Dokumenten im Archiv entnehmen kann, war dies in der „guten, alten Zeit“ anders. Die Honoratioren hatten ihren angestammten, nummerierten Platz in der Kirche, auf den sich niemand anders setzen durfte. Allerdings mussten sie dafür bezahlen.

Im 18. Jahrhundert betrug die Gebühr 6 Kreuzer im Jahr, teilweise wurden für besondere Plätze 12 Kreuzer erhoben. Das ging sogar so weit, dass wegen der Plätze Eingaben beim Fürsten gemacht wurden.

Sind wir also froh, dass es heute nach der Regel geht „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“.

Heinz Wehrfritz